1997
Call for Papers
Elektronische Bildverarbeitung, Multimedia, die Informations- und Kommunikationstechnologien haben nicht nur ihren Platz in industriellen Anwendungen gefunden, sondern sind, richtig eingesetzt, eine Möglichkeit, Kunst-, Kultur- und historische Werte einem breiteren, evtl. neuen Publikum nahezubringen. Nicht in Konkurrenz zu Bestehendem, denn das „Anfaßerlebnis“ ist durch nichts zu ersetzen, sondern als Ergänzung oder zum Mitnehmen. In entsprechender Weise verdienen diese Techniken Aufmerksamkeit, da sie geeignet sind, die Arbeit der Wissenschaftler, Kunsthistoriker, Archäologen, Archivare usw. zu unterstützen. Reizvoll ist beispielsweise die Vorstellung, daß Fundstücke aus Grabungen vom gleichen Ort, die aber an verschiedenen Teilen der Welt lagern, zusammengeführt werden können und das mit geringem Aufwand – am Bildschirm – dank der elektronischen Bildverarbeitung. Das ist dann real erlebte Virtual Reality.
Die Anerkennung dieser Tatsachen hat vor 8 Jahren zur Entstehung der EVA London (Electronic Imaging & the Visual Arts), einer inzwischen im europäischen Rahmen fest etablierten Konferenz, an dem reizvollen Ort der National Gallery in London geführt. Die Vielfalt der Themen, die große Anzahl der Interessenten aber auch nationale Spezifika in Kombination mit dem Verbindenden ergaben eine Serie von EVA-Konferenzen in verschiedenen Regionen Europas. In Berlin findet die Konferenz 1997 zum 4. Mal statt.
Ziel der EVA-Veranstaltungen und somit auch der EVA ‘97 Berlin ist es, Informations- und Kommunikationswissenschaftler, die Werkzeuge der Informationstechnologien als modeme Aufnahme-, Präsentations-, Darstellungs- und Arbeitsmittel zur Verfügung stellen, mit Interessenten sowohl aus Museen, Galerien und Bibliotheken als auch aus dem Bereich der öffentlichen Verwaltung zusammenzuführen. Zu diesem Zweck werden sowohl Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung als auch Anwendungen präsentiert und in der Ausstellung durch Zugriff über das Intemet erlebbar gemacht. Somit wird ein Forum geschaffen fiir Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen. Der Konferenzschwerpunkt „3D-Aufnahmetechniken, -Modellierungsverfahren, -Präsentations- und -Animationssysteme in der Anwendung“ trifft das aktuelle Bedürfnis, skulpturartige Objekte als Modell rechnerbearbeitbar bereitzustellen sowie Modell- und Bildinformationen miteinander zu verknüpfen und dies unter Nutzung aktueller Entwicklungen zukünftig auch räumlich zu sehen.
Dem Besucher präsentiert werden Inhalte, die aus den verfügbaren Beständen und Informationen der Museen und Galerien gestaltet werden, die aber effektiv verwaltet, recherchiert und aufbereitet werden müssen. Letzteres ist Gegenstand des zweiten Konferenzschwerpunktes „Verfahren und Werkzeuge für rechnergestützte Informationssysteme in Museen und Galerien (Verknüpfung von Objekt, Bild, Dokumentation und Archivinformation)“. Die begleitende Ausstellung mit über 20 vertretenen Firmen veranschaulicht interessante Realisierungen am PC und im Intemet sowie regt anhand ablaufender Demonstrationen zur Dikussion an.
Ein Tutorial am Vortag der Konferenz führt in den Einsatz der Multimediatechniken in Kunst und Kultur ein und verweist auf sich ergebende Perspektiven. Ein zweites Tutorial zum Umgang mit Bildem und Daten vermittelt den Besuchern Grundwissen zu den Konferenzschwerpunkten. Es soll somit das Verständnis für die Fachvorträge stützen.
In einem abschließenden von VASARI ENTERPRISES organisierten Workshop werden Programme und Fördermechanismen der EU, in denen Informations- und Kommunikationstechniken für Kunst, Kultur und Historie sowie die Erhaltung des kulturellen Erbes einen besonderen Stellenwert haben, vorgestellt, Kooperationsmöglichkeiten im EU-Rahmen angesprochen sowie Ideen und Ansätze für weitere Projekte gesucht. Fallstudien bilden die Grundlage dafür.
Programm: Rechnergestützte Informationssysteme
TUTORIAL 1: PERSPEKTIVEN DER MULTIMEDIA IN KUNST & KULTUR
9:00 Norbert Kanter (Kunst- u. Ausstellungshalle der BRD, Bonn)
„Neue Medien in Museen – Der Kulturbetrieb übt sich in der multimedialen Vermittlung“
Klassische Vermittlung – Vermittlung mit Maschinen / Interface zwischen User und Content / Öffentlichkeitsarbeit und Museumspädagogik / Mediamix / Fallbeispiele
9:45 Kurt Küffe (GFaI, Berlin)
„Kunst und Kultur im Internet“
Aufwand und Nutzen / Verfahren / Beispiele für gelungene Darstellungen
11:00 Harald Krämer (IKW, Wien)
„Sinn und Nutzen einer Strukturanalyse als Fundament jeglicher Datenbanksysteme in Museen und Archiven“
Ist-Analyse / Produktionsvorgänge / Organisationsstrukturen / Soll-Konzept / Pflichtenheft / Leitstungsverzeichnis
11:45 Dr. Ralf Bülow (Berliner Festspiele GmbH)
„Jenseits des Touchscreens“
Einige Überlegungen zu Besucherinformationssystemen des 21. Jahrhunderts
TUTORIAL 2: DER UMGANG MIT DIGITALISIERTEN BILDERN UND DATEN
14:00 Dr. Alexander Geschke (CompArt, Berlin)
„Bilddigitalisierung und -speicherung“
Grundsätzliches, neue Techniken, Datenvolumina
14:45 Michael Thierschmann (LuRaTech, Berlin)
„Bildkompression“
Anforderungen / Überblick (verlustfreie und verlustbehaftete Bildkompressionsverfahren) / Funktionalität und Vorteile neuer Hochleistungs-Bildformate (z.B. LWF) / Anwendungen in Standardsoftware, Internet und Intranet
16:00 Prof. Gerd Stanke (GFaI, Berlin)
„Bildverarbeitung 2D für kunst- und kulturrelevante Objekte“
Bilder: schwarzweiß und Farbe / Pixel- und Vektordarstellung / Bildauflösungen / Farbräume / Bildfilterung und -störungsbeseitigung / Bildverschärfung / Bildanalyse / Mustervergleich / Bild und Modell
16:45 Lothar Paul (GFaI, Berlin)
„3D-Aufnahme und -Modellierung für Skulpturen, Grabungen, …“
Übergang von 2D zu 3D-„Bildern“ / Darstellung anwendbarer Aufnahmeprinzipien / Verknüpfung von Modell- und Bildinformation / Labor- und Freiluftsysteme / Genauigkeit – Modelltreue / Aufwand / Animation
9:00 Eröffnung durch Frau Prof. Mundt, Direktorin des Kunstgewerbemuseums, Berlin
3D-AUFNAHMETECHNIKEN, -MODELLIERUNGSVERFAHREN, PRÄSENTATIONS- UNG ANIMATIONSSYSTEMEN IN DER ANWENDUNG
9:10 Bernhard Minge (VITRONIC GmbH Wiesbaden)
„Schnelle 3D-Vermessung mit Multisensorsystemen auf Lichtschnittbasis“
9:30 Dr. Bruno Lull (ITW, Chemnitz)
„Einsatz der optischen 3D-Digitalisierung im Denkmalschutz und der Archäologie“
9:50 Dr. Václav Hlavác, Tomáš Werner, Tomaš Pajdla (Czech Technical University Prague)
„Displaying 3-D Real-Objects Using 2D – View Extrapolation for Virtual Museums“
10:10 Anne Griepentrog, Dr. Mathias Pleßow (GFaI, Berlin)
„Nutzungsmöglichkeiten rechnergestützter Visualisierungs- und Kommunikationstechniken im Rekonstruktions- und Museumsbereich“
11:00 Reinhard Börner (Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik Berlin GmbH)
„Autostereoskopische Bildschirme – 3D ohne Brille“
11:20 Dr. Rüdiger Lötzsch (INNOTECH Holztechnologien GmbH)
„Digitale Bestandserfassung von Kulturgut mittels SASTAmetric“
11:40 Dr. Michael Weber (Deuretzbacher Research GmbH Berlin)
„Untersuchung archäologischer Objekte ausgehend von Tomographiedaten auf Personalcomputern in Echtzeit“
12:00 Tim Wöhrle (GFaI, Berlin)
„Vom Bild zum Ton – Die Wiedergewinnung historischer Tondokumente durch Bildverarbeitung“
VERFAHREN UND WERKZEUGE FÜR RECHNERGESTÜTZTE INFORMATIONSSYSTEM IN MUSEEN UND GALERIEN (Verknüpfung von Objekt, Bild, Dokumentation und Archivinformation)
14:20 Zdenek Kouba, Petr Mikšovský (The Gerstner Laboratory for Intelligent Decision Making and Control, Prague)
„Computerised Inventory Evidence in Historical Buildings“
14:40 Dr. Chrystina Häuber, Franz Xaver Schütz (Universität Bonn, Geographische Institute)
„FORTVNA – Ein multimediales Geographisch-Archäologisches Informationssystem GIS[A] am Beispiel der Adelspaläste im antiken Rom. Erste Anwendungsbeispiele“
15:00 Leonie Schäfer (TU Berlin, Forschungsgruppe KIT)
„Zeitreisen in virtuellen Online-Landschaften am Beispiel des Stadtviertels Friedrichswerder in Berlin-Mitte“
15:20 Prof. Arthur Engelbert, Martin Mißfeld (mib, Berlin)
„Das Besucher-Computerinformationssystem der Gemäldegalerie (BIGG) anhand ausgewählter Beispiele“
15:40 Michael Thierschmann (LuRaTech, Berlin)
„LuraWave – ein neues Verfahren zur effizienten Bildkompression für INTERNET/INTRANET-Anwendungen“
16:30 Christian Rauber, Thierry Pun (Department of Computer Science, University of Geneva), Peter Tschudin (Schweizer. Papiermuseum & Museum für Schrift u. Druck Basel)
„Retrieval of Images from a Library of Watermarks for Ancient Paper Identification“
16:50 Dr. Martin Göbel (GMD, Sankt Augustin)
„Immersive virtuelle Umgebungen: Technologie und Anwendungen“
17:10 Stefan Heidenreich, Dr. Wolfgang Ernst (Kunsthochschule für Medien Köln)
„Image retrieval und visuelles Wissen“
- Lebendiges virtuelles Museum Online – LeMO (Deutsches Historisches Museum, Berlin; Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn; Fraunhofer Institut Software- und Systemtechnik, Berlin)
- Das Internet-Angebot am Deutschen Historischen Museum in Berlin / Das Online-Angebot des Deutschen Historischen Museums (Deutsches Historisches Museum, Berlin)
- CD-ROM „Medieval Ukrainian Icon“ (Kyiv-Pechersk Lavra National Historical-Cultural Reserve, Information department, Kiew)
- [infos] Ein multimedialer Kulturatlas (TU Braunschweig, Institut für Empirische Pädagogik und Instruktionspsychologie)
- PC-Bildmanager Version 3.0 (Systemhaus Dr. Maye, Frankfurt/Oder)
- MUSYS, das integrierte Präsentations- und Dokumentationssystem (Dynix / MDIS GmbH, Hamburg)
- Dokumentieren, Archivieren, Präsentieren (AVI – Ingenieurgesellschaft für audio-visuelle Informationssysteme mbH, Dresden)
- Ein neues Bildaufnahme- und Darstellungssystem für die konventionelle Lichtmikroskopie (Tympel Ingenieurbüro für medizinische und technische Bildverarbeitung, Jena)
- Photo CD (Kodak Professional, Stuttgart)
- Trainings- und Kommunikationscenter für High-End Computergrafik und digitale Medien (Silicon Studio Berlin)
- Digitale Langzeitarchivierung von Photographien (Bilderbank AG, Basel)
- Ein Neandertaler-Innenohr als Ohrgehänge (Universität Zürich-Irchel, MultiMedia Laboratorium; SMPK, Museum für Vor- und Frühgeschichte)
- Kreatives Gestalten beim Goldschmieden unter Nutzung dreidimensionaler bildgebender Verfahren (GFE Gesellschaft für Fertigungstechnik und Entwicklung e.V., Chemnitz)
- Computer lernt Kunstgeschichte. Modellbasierte Klassifikation von Portraitminiaturen (TU Wien, Institut für Automation, Abt. für Mustererkennung und Bildverarbeitung)
Führung durch die Ausstellung im Hamburger Bahnhof
Fachpersonal der SMPK
Podiumsdiskussion: „Flucht der Museen vor der Realität“
Moderation: Harald Krämer (Institut für Kulturwissenschaft, Wien)
09:00 Einführung durch Dr. James Hemsley
09:10 Was will man? Verstehen Unternehmen die Wünsche der Museen?
Reinhold Becker, Dynix/MDIS GmbH, Hamburg
09.25 Wie wird bewertet, was man macht? Messung zur Evaluation von Multi-Media-Systemen
Jürgen Mrosek, Staatliche Museen zu Berlin
09:40 Die Gründung einer deutsch-französischen Universität MOSAIC, Neue Projekte und Möglichkeiten für beide Länder
André Loechel, Laura Garcia Vitoria, ARENOTEC
09:55 SICMA – Network Multimedia Museum Servers
Klaus Meyer, GH Paderborn
10:10 Advanced Search & Retrieval from Cultural Databases AQUARELLE,VAN EYCK & other EC Projects
Dr. James Hemsley, VASARI
10:40 An Electronic Portrait Gallery for Germany
Dr. Rosalind Marshall, SNPG
11:30 From the 4th to 5th Framework Programme
Peter Diry, DG III, Bernard Smith, DG XIII
12:15 The Memorandum of Understanding on Multimedia – Access to Europe’s Cultural Heritage
Val Herman
12:35 Neues von DG X: RAPHAEL PROGRAMME
Aristotelis Bouratsis, DG X