ELECTRONIC MEDIA & VISUAL ARTS

2013

Call for Papers

IT for CASH – ein Workshop über informationstechnische Verfahren in Kultur, Archäologie, Wissenschaft und Geschichte stand am Beginn der Berliner EVA Veranstaltungsreihe vor zwanzig Jahren. ‚Electronic Imaging & the Visual Arts‘ war 1990 in  London begründet worden und bildete nun erste Satelliten in den verschieden europäischen Metropolen. James Hemsley  damals BRAMEUR) und Gerd Stanke (damals GFaI), beide eingebunden in das legendäre Verbundprojekt VASARI und beteiligt an den Initiativen der Europäischen Kommission zur Förderungen spezifischer IT-Anwendungen für den Kulturbereich,  erfolgten mit ihrem Tagungsangebot ein zweifaches Anliegen. Zum einen sollten die vielfältigen Möglichkeiten moderner Informationstechnologien für die Aufgaben der Kulturerbeinstitutionen in praktischen und explizit praxisnahen Anwendungen veranschaulicht werden. Zum anderen galt es, europäische Kooperationen aufzubauen, um auch komplexe informationstechnische Anwendungsfelder zu erschließen und zur Nutzung der neuen Technologien anzuregen. Wie  zwingend sich gerade der letzte Aspekt darstellte, zeigt heute eine in dem ersten Konferenzband zitierte CIDOC-Umfrage, der zu Folge von 4.199 befragten Museen in Deutschland damals nur 56 Museen schon eine Bilddatenbank benutzten und nur etwa 500 eine Textdatenbank.

Der Erfolg des Tagungskonzepts begründet die nunmehr 20. Auflage in Berlin. Die Auflösung des Akronyms EVA trägt der schnellen Entwicklung der Medientechnologien und den veränderten Rahmenbedingungen der IT Rechnung. Statt ‚Electronic Imaging & the Visual Arts‘ übersetzen wir schon seit Jahren in den breiter gefassten Titel ‚Elektronische Medien & Kunst, Kultur, Historie‘. Dem Ziel einer Veranschaulichung bisweilen überraschend vielfältiger aber immer pragmatisch orientierter Projekte sind wir dabei ebenso treu geblieben wie der stimulierenden Initiierung zukünftiger Perspektiven und Kooperationen. Über all die Jahre hinweg folgen die Schwerpunkthemen der Berliner EVA Konferenz der  gesamten Breite technologischer Möglichkeiten und Anwendungsgebiete und zeichnen insbesondere die jährlich besonders hervorgetretenen Anwendungen nach. Die EVA Programme und die jährlich publizierten Konferenzbände sind in der Rückschau auch Seismographen der technologischen Verwerfungen im Territorium des Kulturerbesektors.

Nicht jede Entwicklung, die in dem einem Jahr perspektiv- und folgenreich erscheint, wird in dem anderen Jahr noch erwähnt. Neben überraschend kontinuierlichen Trends, die sich im Bereich des ‚content based image retrievals‘ (CBIR), der 3D Visualisierung oder der Verbundkatalogisierung nachzeichnen lassen, fanden und finden immer auch Phänomene von kurzer Halbwertszeit  in oft beachtliches Echo. Nicht jeder technisch innovative Ansatz führt notwendig zu den Paradigmenwechseln und Strukturveränderungen in der Arbeitsweise der Kultureinrichtungen.

Zu den Themen, die über die Jahrzehnte hinweg in immer neuen Facetten angesprochen wurden, zählen mediale Klanggestaltung und Sound-Design. Raum wird auch akustisch definiert, und Sound beeinflusst maßgeblich unsere Wahrnehmung im medialen oder realen Raum.

Programm: Elektronische Archive und offene Daten

Moderation & Organisation:
Dr. Harald Krämer (Zürcher Hochschule der Künste & Transfusionen, Basel), Prof. Dr. Dorothee Haffner (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)
 
Beschreibung:
Mittlerweile gibt es in der multimedialen Wissensvermittlung herausragende interaktive Anwendungen, die sich durch visuelle Kompetenz und qualitative Dramaturgien auszeichnen; doch oftmals wird der Sound vernachlässigt. Sound in interaktiven online und offline Anwendungen ist ein wesentliches Merkmal einer erfolgreichen Navigation und Kommunikation. Seit einigen Jahren tritt nun das Sound-Design zunehmend in den Fokus und es gibt zunehmend Produkte, die das Zusammenspiel aller audiovisuellen Faktoren beherrschen.
 
Klanggestaltung, akustische Kommunikation im Raum und interaktives Sound Design
Jan Paul Herzer M.A. & Max Kullmann Dipl.-Ing. M.A. (hands on sound GmbH, Berlin)
 
Jan Paul Herzer und Max Kullmann, zwei renommierte akustische Szenografen, werden in diesem Teil des Workshops grundsätzliche Einsatz- und Gestaltungs-Möglichkeiten von und mit Sound und die verwendeten unterschiedlichen Technologien vorführen. Anhand konkreter Problemstellungen werden Lösungsansätze und Strategien aus der Praxis wie z.B. Techniken für „non-lineare“ Klanginhalte zur Vermeidung von Wiederholung und Ermüdung oder der Unterschied zwischen Sounddesign für Web-Anwendungen gegenüber dem Sound im Raum vorgestellt.
 
Durch Hören sehend. Aspekte der audiovisuellen Navigation in Hypermedia-Anwendungen
Dr. Harald Krämer (Zürcher Hochschule der Künste & Transfusionen, Basel)
 
Sound-Design in Multimedia-/Hypermedia-Anwendungen mit kulturellen Themen gilt nach wie vor als kaum erforschtes Terrain. Der Referent stellt aus seinem laufenden Forschungsprojekt „Multimedia Classics – Hypermedia Hermeneutics“ einige der bei internationalen Hypermedia-Produktionen angewendeten Strategien der Gestaltung von Sound und deren Besonderheiten vor.
Hierbei werden folgende Aspekte herausgearbeitet:
  • Strategien des Sound-Design in der Navigation und Dramaturgie von Hypermedia-Applikationen.
  • Zusammenspiel von Sound, Bild, Text und Animationen, um einen audiovisuellen Gesamtklang („Look and Feel Good“) zu erschaffen.
  • Unterschied des Sound-Design vom Film zum Sound-Design in Hypermedia-Applikationen.
Moderation & Organisation:
Dr. Ralf Schröder (Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V., Berlin)
 
Beschreibung:
Der Workshop widmet sich dem Thema bildgebender akustischer Kartierungssysteme in 2D und 3D. Neben einer Einführung in moderne Mikrofonarraytechniken werden Einblicke in aktuelle Auswertungsmethoden und Einsatzbereiche dieser sehr komplexen Systeme zur Ortung, Kartierung und visuellen Darstellung von Schallereignissen vermittelt. Inhaltlicher Schwerpunkt der Beiträge ist die Akustik von Räumen. Moderne, zeitlich hochauflösende 3D-Verfahren erlauben es, weit über die Möglich­keiten der klassischen technischen Akustik und Raumakustik hinausgehende Ergebnisse und bildliche Darstellungen für die detaillierte Analyse der akustischen Eigenschaften von Innenräumen zu gewinnen. Entsprechend hochkanalige und ausreichend große Mikrofonarrays erlauben aber auch erfolgreiche akustische Kartierungen im Außenbereich.
 
In einer praxisnahen Vorführung wird die Funktion und Anwendung der im Bereich Signalverarbeitung der GFaI entwickelten „Akustischen Kamera“ vorgestellt. Anwendungen reichen von der Analyse der akustischen Verhältnisse antiker Stätten über die Beurteilung von Schallschutzmaßnahmen in Innenräumen und in urbanen Räumen bis hin zur modernen akustischen Gestaltung von Konzerthäusern und öffentlichen Plätzen. Dabei ist stets die vorgesehene Nutzungsart des Raumes zu beachten: Ein Raum für Musikaufführungen, ein Hörsaal, ein Büroraum, ein Ausstellungsraum im Museum oder ein Lesesaal in einer Bibliothek erfordern jeweils eine völlig andere Akustikgestaltung.
 
Im Workshop werden ausgewählte Applikationsbeispiele präsentiert sowie die Leistungsfähigkeit und die Einsatzgrenzen der vorgestellten Auswertemethoden diskutiert.
 
Diese neuen Werkzeuge eröffnen völlig neue Zukunftsperspektiven zur akustischen Optimierung und zur aktiven klanglichen Gestaltung unseres Lebensumfeldes, welche beim derzeitigen Anwendungsstand der Technik erst in Ansätzen erschlossen sind, ein hohes Maß an Kooperativität und interdisziplinärer Zusammenarbeit erfordern und einen großen Spielraum für fachlich sehr anspruchsvolle Forschungsvorhaben lassen.
 
Akustische Kamera – Grundlagen, Anwendungsbeispiele aus der Raumakustik, Architektur und in urbanen Räumen
Gunnar Heilmann (gfai tech GmbH, Berlin)
 
Zur Akustik von Konzertsälen
Ralf Bauer-Diefenbach (MMT network, Berlin)
 
Neue Auswertemethoden für Analysen mit 3D-Mikrofonarrays
Dirk Döbler, Andy Meyer, Stefan Neugebauer, Sébastien Barré (GFaI e.V., Berlin)

Eröffnung:

9:30

Dr. Günther Schauerte
Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Session 1: Elektronische Archive

Moderation: Dr. Andreas Bienert

09:50

Das Cranach Digital Archive – eine Ressource für interdisziplinäre Forschung
Prof. Dr. Gunnar Heydenreich (Museum Kunstpalast, Düsseldorf / Fachhochschule Köln)

10:15

Integrierte Medienerschließung in der Staatsbibliothek zu Berlin: Ein Praxisbericht über die Digitalisierung dreier DDR-Zeitungen
Almut Ilsen (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin),
Dr. Stefan Paal, Dr. Michael Eble (Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme, Sankt Augustin)

10:30

Mit den eigenen Daten arbeiten können …
Technische Hilfestellung zum Arbeiten mit Daten über Kulturobjekte auf Grundlage einer digitalen Langzeitverfügbarkeits-Infrastruktur

Marco Klindt, Kilian Amrhein, Anja Müller, Wolfgang Peters-Kottig (Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik, Berlin)

Kaffeepause

Session 2: Digitale Räume

Moderation: Dr. Matthias Bruhn

11:40

Farbe und Form: Hochaufgelöste 3D-Dokumentation von antiker Keramik
Bernd Breuckmann (Breuckmann 3D-Engineering, Meersburg),
Dirk Rieke-Zapp (Breuckmann GmbH, Meersburg)

12:05

Ideen zu einer Typologie digitaler 3D-Modelle historischer Architektur
Heike Messemer (Ludwig-Maximilians-Universität München)

12:30

ExpoPlaner3D – Ein webbasierter Ausstellungsplaner mit 3D-Visualisierung und der Berücksichtigung der Faktoren präventiver Konservierung
Prof. Dorothee Haffner, Prof. Alexandra Jeberien, Christian Höpfner (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)

Session 3: Offene Daten

Moderation: Prof. Dr. Dorothee Haffner

15:00

Das Datenportal Berlin – eine Plattform für kulturelles Erbe
Dr. Wolfgang Both (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung Berlin)

15:25

Vom Publikum her denken: aktuelles Selbstverständnis und Zukunft von online-Katalogen
Dr. Regina Doppelbauer (ALBERTINA, Wien)

15:50

Open Data – Partizipation in Online-Bildsammlungen
Bianca Bocatius (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

16:15

Crowdsourcing – neue Möglichkeiten und Grenzen für Bildarchive
Nicole Graf (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Bibliothek)

Kaffeepause

Session 4: Semantische Netze

Moderation: Dr. Christian Bracht

17:10

Burckhardtsource.org. A semantic digital edition of the correspondence to Jacob Burckhardt
Susanne Müller, Francesca Di Donato (Scuola Normale Superiore – ERC, Pisa)

17:35

Erweiterte Layout- und Textanalyse von Zeitungsartikeln zur Gewinnung von Meta-Daten
Dr. Wolfgang Schade, Martin Tölle, Dr. Xia Wang (Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V., Berlin)

18:00

Das Projekt KENOM (Kooperative Erschließung und Nutzung der Objektdaten von Münzsammlungen). Arbeitsabläufe und Herausforderungen in der Praxis
Dr. Dagmar Sommer (Stiftung Moritzburg – Halle/Saale),
Tobias Helms (Verbundzentrale des GBV, Göttingen)

Besuch der Ausstellung

Pablo Picasso: Frauen – Stiere – Alte Meister

im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

Ausklang bei einem kleinen Imbiss

Session 5: Perspektive Online: Portale und Kooperationen

Moderation: Dr. James Hemsley & Eva Emenlauer-Blömers

09:30

Sammlungen online – Hürden und Perspektiven
Etta Grotrian (Stiftung Jüdisches Museum Berlin)

09:50

Deutsche Digitale Bibliothek – Kultur und Wissen online
Frank Frischmuth (Deutsche Digitale Bibliothek, Berlin),
Stephan Bartholmei (Deutsche Digitale Bibliothek, Frankfurt a.M.)

10:10

Europeana Inside, Europeana Fashion and AthenaPlus
Prof. Monika Hagedorn-Saupe, Anne Overbeck, Isabell Ehrlicher (Institut für Museumsforschung, Berlin)

10:30

Digital Arts & Heritage Access to London: Taking Advantage of (yet more!) New Technologies
Dr. Nick Lambert (University of London),
Prof. Lizzie Jackson (Ravensbourne),
James Hemsley (University of London & EVA)

Kaffeepause

11:20

Dornröschen im Depot
Jörg Engster (die Informationsgesellschaft mbH, Bremen)

11:40

Digitale Strategien der Staatsgalerie Stuttgart. Erfahrungsbericht und Zukunftsperspektiven
Dr. Elke Allgaier (Staatsgalerie Stuttgart)

12:00

SPRECHENDE BILDER – Interaktion im Raum
Jens Imig (gewerk GmbH & Co. KG, Berlin)