2006
Call for Papers
Mobile und miniaturisierte elektronische Technik hat heute breiten Einzug in unseren privaten Alltag und in das Berufsleben gehalten. Neue Präsentations- und Wahrnehmungstechniken verändern und prägen unser kommunikatives Anspruchsniveau und stellen eine große Herausforderung für die „Erinnerungsinstitutionen“, die Archive, Bibliotheken und Museen, dar. Elektronische Bildverarbeitung, multimediale Archive und global vernetzte Informationsstrukturen im WWW unterstützen die Arbeit und auch die Wirksamkeit von Bibliothekaren, Kunsthistorikern, Archäologen und Archivaren.
Informationstechnisch vermittelte Verfahren, die noch vor wenigen Jahren sensationell wirkten, kommen heute mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit zur Anwendung, wenn es um das Sammeln und Bewahren, das Aufarbeiten, Darstellen und Vermitteln von Wissen und Kultur geht. Die virtuellen Rekonstruktionen historischer Gebäude münden in wirklichkeitsnahe Animationen. Grabungsfunde aus unterschiedlichen Quellen werden virtuell zusammengeführt und dreidimensional präsentiert. Computergestützte Bildanalysen decken Urheberschaft und Fertigungstechnik auf, sie bestimmen Schäden und unterstützen die erforderlichen Restaurierungsprozesse. Multimedia gilt längst als fester Bestandteil der Museumspädagogik und der wissenschaftlichen Lehre.
Das Vorhersehen dieser Entwicklung hat bereits 1990 zur Ausrichtung der ersten EVA-Konferenz (Electronic Imaging & the Visual Arts) in London geführt. An reizvollen Orten der Londoner Museumslandschaft wurden neueste Verfahren dem Fachpublikum vorgestellt. Von vornherein sollte dabei insbesondere dem Austausch und der Diskussion zwischen Repräsentanten der Kultureinrichtungen und den Entwicklern sowie Anbietern ein Forum gegeben werden. Die Vielfalt der Themen, die große Resonanz beim Publikum, aber auch nationale und regionale Schwerpunktsetzungen führten schließlich zu einer im europäischen Rahmen fest etablierten Serie von EVA-Konferenzen in London, Berlin, Florenz und Moskau, seit 1997 auch in Nordamerika und Asien. In Berlin findet die Konferenz im Jahre 2006 zum 13. Mal statt.
Ziel aller EVA-Veranstaltungen ist ein explizit umfassender Informationsaustausch, der gerade auch die cross-sektorialen Gemeinsamkeiten der Kultureinrichtungen betont. Die Werkzeuge der modernen Aufnahme-, Präsentations-, Darstellungs- und Vernetzungstechniken wenden sich gleichermaßen an Interessenten aus Museen, Archiven und Bibliotheken, sie sind auch für interessierte Laien attraktiv. Die Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung werden immer im Zusammenhang konkreter Anwendungen präsentiert. Auch in diesem Jahr wird eine stark besetzte Ausstellung neue Verfahren erlebbar machen und zum individuellen Testen einladen. So wird die Begegnung mit Teilnehmern aus den verschiedenen Bereichen ermöglicht, um Synergien zu fördern. In den Beiträgen und Diskussionen der letzten Jahre zeichnet sich dabei eine kontinuierlich veränderte Schwerpunktsetzung ab. Die Technikdominanz der Anfangsjahre tritt heute hinter einer stärker inhalts- und anwendungsorientierten Gewichtung der Beiträge zurück.
Programm: Archivieren, Restaurieren und Kommunizieren
Moderation:
Dr. Andreas Bienert (Staatliche Museen zu Berlin), Dr. A. Geschke (Preservation Academy GmbH)
Beschreibung:
Das „digitale Faksimile“ steht heute im Focus vieler Erwartungen, die sich auf die kontinuierliche Digitalisierung und Entmaterialisierung des kulturellen Erbes richten. Es besitzt nicht nur das Potenzial zur Stellvertretung originaler Artefakte, sondern bietet entscheidende Vorteile für die Sammlungsbetreuung. So erweist es sich in konservatorischer Hinsicht als wirksame und radikale Schutzmaßnahme. Denn es minimiert die Zugriffe auf das fragile Original. In wissenschaftlicher Hinsicht bietet es sich an, weil neue Sichtweisen und Vergleiche möglich werden. Im Unterschied zum materiellen Werk erlaubt es berührungsfreie Vermassung, mikroskopisches und – neben der ubiquitären und klimaunabhängigen Verfügbarkeit – ein hemmungsloses, weil virtuelles Sezieren. Wirtschaftliche Argumente lassen sich schließlich bemühen, wenn es um die Idee des digitalen Faksimiles im Sinne eines zweckneutralen „high-quality scans“ geht. Denn dass nur einmal scannen besser ist als zweimal scannen, liegt nicht nur an der Belastung des Originals, sondern auch an der Kostenstruktur. Erfahrungsgemäß wird der Löwenanteil für Transporte und Versorgung aufgewendet, nicht aber für den Scanning-Prozess selbst. Die weitergehenden Marktchancen des digitalen Faksimiles und seine Bedeutung für die werbewirksame Öffentlichkeitsarbeit der Museen sind heute längst nicht ausgelotet. Dass sich neben vielen Vorteilen auch kritische Fragen zum digitalen Faksimile stellen, wird im Workshop u.a. mit Blick auf die Archivierungsproblematik oder die technischen Möglichkeiten der Erzeugung diskutiert werden.
Original und Reproduktion: Einführende Thesen zur Digitalisierung von Bildbeständen in hoher Qualität
Dr. A. Geschke (Preservation Academy Leipzig), Dr. Andreas Bienert (Staatliche Museen zu Berlin)
Digitales Material
Dr. M. Bruhn (Humboldt-Universität zu Berlin)
Elektronisch reproduzieren! Aber wie? Ein Bildbericht aus der Museumspraxis
Dr. A. Bienert (Staatliche Museen zu Berlin)
Reproduzieren in hoher Qualität
K. Egger (Cruse GmbH, Rheinbach)
Der digitale Clon
A. Grubitzsch, Dr. A. Geschke (Preservation Academy Leipzig)
Splendor Solis – Digitale Reproduktionen und Faksimilierung einer alchimistischen Bildhandschrift
Dr. M. Roth (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin)
„Image on Demand“ – Digital archivieren und veröffentlichen mit JPEG 2000
C. Heiermann (LuraTech Imaging GmbH, Berlin)
Digitale Dokumentation in der Bestandserhaltung
I. Brückle (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin), Dr. St. Rohde-Enslin (Institut für Museumsforschung, SMB), Dr. St. Simon (Rathgen-Forschungslabor Berlin, SMB)
Moderation:
Prof. G. Stanke (GFaI)
Beschreibung:
Bilder durch Bilder zu finden, ist eine spannende Herausforderung. Sowohl Fachleute als auch interessierte Benutzer möchten einer Bilddatenbank in seinem Rechner ein gezeichnetes, gescanntes oder fotografiertes Bild zeigen und sie fragen „bitte suche mir alle ähnlichen Bilder, die Du hast“. Das ist ein Wunsch, der mit der Verbreitung digitaler Techniken verstärkt in den Vordergrund tritt. Forscher der Bild-verarbeitung, der Mustererkennung, der Datenbanken und der Künstlichen Intelligenz sind einer Lösung seit vielen Jahren auf der Spur. Eine Reihe von Entwicklern stellen Systeme bereit, mit denen gut umzugehen ist. Was möchte ein Anwender, was ist heute bereits möglich, was hat die Fachwelt für die Zukunft vorbereitet. In diesem Spannungsfeld bewegen sich die Beiträge zum Workshop. Dabei geht es nicht darum, ausgeklügelte Verfahren und Techniken im mathematischen und logischen Detail zu eruieren, sondern eine Diskussionsplattform aus Anwendersicht für Fachleute der Museen, Galerien, Archive und Medien sowie interessierte Informatiker bereitzustellen. Die Fragen, was weiß man über entsprechende kognitive Prozesse beim Menschen und die Kunst des Sammelns, welcher Rahmen steht für eine standardisierte Speicherung medialer Information bereit, was leisten Systeme für konkrete Diskursbereiche, werden gleichermaßen präsentiert wie ein Überblick über den Stand und provokativ-konstruktive Thesen.
Thesen – was geht, was geht nicht, was ist zu erwarten
Prof. G. Stanke (GFaI, Berlin)
Kultur des Suchens, Kultur des Sampelns
Dr. A. Bienert (Staatliche Museen zu Berlin)
Objekt- und Szenenidentifikation: Einblicke in kognitive Prozesse
Dr. H. Hagendorf (Humboldt-Universität zu Berlin)
MPEG 7 als Basis für eine Suche in multimedialen Bild-Datenbanken
Th. Meiers (FhG Heinrich-Hertz-Institut, Berlin)
Stand der Forschung zu Content Based Image Retrieval Systemen aus Sicht der Bildverarbeitung
Th. Lambeck (TU Dresden)
Grafische Bildsuche mit PictureFinder
Th. Hermes, A. Lüdtke, A. Miene (Technologie-Zentrum Informatik Bremen)
Merkmalsextraktion für eine automatische Bildsuche in Bilddatenbanken.
Applikation: Chin. Schriftzeichen
Dr. U. Köthe (Universität Hamburg)
Automatische Suche in Bildsammlungen von Ornamenten
C. Schmidt, Ch. Schneider, L. Tavernier, D. Paulus (Universität Koblenz-Landau)
9:30 ERÖFFNUNG
Dr. Angela Schönberger (Direktorin des Kunstgewerbemuseums zu Berlin)
9:40 EINGELADENER VORTRAG
Die Neupräsentation des Bodemuseums
Prof. Dr. A. Effenberger (Direktor der Skulpturensammlung & des Museums für Byzantinische Kunst, SMB)
10:10 ARCHIVIEREN
Moderation: Dr. A. Bienert (Staatliche Museen zu Berlin)
DFG-Projekt DIGIPLAN – Digitalisierung der Plansammlung der Universitätsbibliothek der TU Berlin
R. Rosenau (Mikro-Univers GmbH, Berlin)
eContentPlus Project BERNSTEIN – Das Gedächtnis der Papiere
E. Wenger, V. Atanasiu (Austrian Academy of Sciences, Vienna)
Verwaltung und Präsentation von Digitalisaten mit METS – Das Projekt daofind des Bundesarchivs
Prof. A. Menne-Haritz (Bundesarchiv, Berlin)
11:30 RESTAURIEREN FÜR DIE ZUKUNFT
Moderation: Prof. M. Knaut (FHTW Berlin)
Auffinden von Verzierungen auf bronzezeitlichen Keramiken zur Unterstützung der automatisierten Klassifikation
T. Solbring, D. Brunner, G. Brunnett (TU Chemnitz)
Referenzsammlung von Materialien des Technischen Kulturguts
Prof. R. Keller-Kempas, Ch. Bode (FHTW Berlin)
Virtuelle Farbrekonstruktion einer mittelalterlichen Skulptur
S. Herkner (FH Ansbach), M. Hess (Universität Bamberg), Prof. Ch. Barta (FH Ansbach), Dr. A. v. Ulmann (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg)
14:30 KOMMUNIZIEREN IN DER GEGENWART I
Moderation: Dr. A. Geschke (Preservation Academy GmbH)
Entwurf und Implementierung multimodaler Museumsinformationssysteme am Beispiel eines Prototypen für die „Berlinische Galerie – Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur
M. Hybsier, A. Lang, Prof. J. Sieck, K. Sommer (FHTW Berlin), Ch. Friedrich (Berlinische Galerie)
10°Kunst. Herausforderungen beim Einsatz mobiler Informationssysteme im öffentlichen Raum
J. T. Claussen, P. Nietzky, C. Schallert (ways of wondering GbR, Lüneburg/Wien)
Interaktive Themenführungen des Bode-Museums/Museumsinsel Berlin
D. Maier, M. Haesner (märzdesign, Berlin)
Feedback-Culture: Von der Sammlungsdokumentation zur Sammlungskommunikation
St. Bürer (Historisches Museum Basel)
16:10 KOMMUNIZIEREN IN DER GEGENWART II
Moderation: Dr. H. Krämer (die lockere gesellschaft – TRANSFUSIONEN)
Panorama-Präsentationen – Virtuelle Informationssysteme für Museen
Dr. K. Knothe, W. Peschel (INNOTECH HT GmbH, Berlin)
VROD – Das VR Objekt Display
K. Isakovic (Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik, Berlin)
Download und Podcasts als neue Internet-Formate zur Vermittlung musealer Inhalte
E. Wesemann (Antenna Audio GmbH, Berlin)
Verwendung von Computer-Spiel-Techniken zur explorativen 3D-Darstellung von archäologischen Denkmälern
Prof. Th. Bremer (FHTW Berlin), Karin Schmidl (Staatliche Museen zu Berlin)
Anwendungen am PC und im Internet, Poster
- Repro-Arbeitsplatz (Scannerkamera, Reprotisch, Beleuchtung, Rechner) zur Digitalisierung in Archiven
PENTACON GmbH, Dresden - Panoramaphotogrammetrie in Architektur und Denkmalschutz
INNOTECH HT GmbH, Berlin - Präsentation von multimedialen Besucherinformationssystemen in Museen
Eyeled GmbH, Saarbrücken - „wenn Sie wirklich scannen wollen……“ Scannerzeugnisse in höchster Qualität aus dem Bereich der Archive, Bibliotheken, Museen u. v. m.
Cruse GmbH, Rheinbach - Vorstellung eines Dynamischen Tour Guides am Beispiel der Stadt Görlitz
Hochschule Zittau/Görlitz (FH) - Hybrid Reality
TU Dresden - Vorstellung eines Dynamischen Tour Guides am Beispiel der Stadt Görlitz
Hochschule Zittau/Görlitz (FH) - 3D-Scanning im Denkmalschutz
Survey Service, Markranstädt & BEC GmbH & Co. Informationssysteme KG, Elmenhorst - Photogrammetrische Auswerteverfahren und digitale Bildverarbeitung in Architektur, Bauforschung und Archäologie
Fokus GmbH Leipzig - Reproduktionssysteme
Anagramm GmbH, München - Verwaltung beliebiger digitaler Mediendaten mit dem Digital Asset Management – System MEdiaBeacon
KINETIK Gesellschaft für Informationstechnik mbH, Bayreuth - Bilddatenbank Pictura Paedagogica Online
Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung, Berlin - Hypermediale Systeme für unvergessliche Besuchererfahrungen in Ausstellungen und Museen
ways of wondering GbR, Lüneburg/Wien - Individuelle Lösungen
HW-Wertkonzept GbR, Berlin
Führung durch das
Berliner Musikinstrumenten-Museum mit Präsentation der Wurlitzer-Orgel
Ausklang und Gespräche bei einem kleinen Imbiss
Moderation: Dr. James Hemsley (EVA Conferences International, UK)
Professor Vito Cappellini (University of Florence, Italy)
9:30 EUROPEAN PROJECTS
Multilingual Systems: from Michael to Michael Plus Projects
M. Hagedorn-Saupe, A. Ermert (Institut für Museumsforschung, Berlin)
NESTOR. Memorandum zur Lanzeitverfügbarkeit digitaler Informationen in Deutschland
S. Dobratz (Humboldt-Universität zu Berlin)
An Overview of Framework Six Cultural Technology Projects: From BRICKS & EPOCH to PRESTO-SPACE
Panel
11:10 SPECIAL TOPICS
The OSCAR Project: Development of a Digital System for Settlement Research
Ch. Begand, St. Baumeier (Hochschule Anhalt Dessau)
XML as Analysis Tool in History of Architecture Considering Historical Descriptions of the Orders of Columns as Example
S. Schumacher (ETH Zurich)
netzspannung.org: The Internet Platform for Digital Art & Culture – a Place for Education & Learning on the Net
G. Blome (Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme, Standort Bremen)
ikono.tv – a New Platform for the Art World or How to Optimise your Digital Collection
E. Markevitch (ikono.tv Berlin, Paris)
13:30 CULTURAL TOURISM & NEW TECHNOLOGIES
The Impact of Mobile Systems on the Behaviour of Tourists: A Case Study
Prof. K. ten Hagen (FH Zittau/Görlitz), Prof. U. Gretzel (Texas A&M University), M. Modsching, R. Kramer (FH Zittau/Görlitz)
Multimedia Guidance Systems in Practice & Research
Prof. A. Krueger (Universität Münster)
Proposition of a Location-based Edutainment Platform
Dr. S. Nikiel (University of Zielona Gora), J. M. Pfeiffer, S. Süß (FH Gießen, Friedberg)
Promoting Kiev as a Cultural Tourism Destination: The Lost Landmarks of Kyiv abgesagt Dr. T. Grinchenko, O. Dykyy, O. Landsman, V. Matskevych (Institute of Applied Informatics, Kiev)
Cultural Tourism Advances at EVA Vienna, Including the Austrian-Slovak Project Between Bratislava & Vienna
J. Stockinger (Österreichische Computer Gesellschaft, Wien)
Security & Safety in Cultural Tourism
General Discussion
16:00 NEW INITIATIVES OF THE EUROPEAN COMMISSION
Promoting the Intercultural Dialogue in Europe: The Call for Ideas of the European Commission
Dr. J. Hemsley (EVA Conferences International),
Prof. V. Cappellini (University of Florence)
Interkulturelle Dialoge
Prof. A. Engelbert (Fachhochschule Potsdam)
Towards Framework Seven
Panel led by Prof. V. Cappellini