ELECTRONIC MEDIA & VISUAL ARTS

2014

Call for Papers

Der „Information Superhighway“ ist das spektakuläre Leitbild einer historischen Kommunikationslandschaft, die von Rechenzentren besiedelt und von Informationskanälen durchzogen ist. Auf der Karte dieser Landschaft erkennt man Museen, Bibliotheken und Archive wie Tankstellen oder Raststätten zwischen den Urbanisationen aus Netzknotenpunkten. Als sog. Content-Provider an der Schnittstelle von materieller Gedächtniskultur und elektronischer Wissensvermittlung betanken sie die Datenströme mit Wissen und Information.

Längst greift die 1993 vom amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore entwickelte Metapher aber viel zu kurz. Aus dem Superhighway hat sich heute nicht nur ein fein gewebtes Straßen- und Wegenetz entwickelt. Die Allgegenwart vernetzter Sensoren und Rechner prägt vielmehr unsere Kommunikationsbedingungen und erlaubt es, vom Verschmelzen der virtuellen elektronischen Sphären mit der realen Welt zu sprechen. Auf der Agenda der digitalen Gesellschaft steht nicht mehr nur die Informationsvermittlung, sondern die Gestaltung einer Lebenswelt, deren digitale technische Infrastruktur die Differenz zwischen digitalen und materiellen Welten aufhebt.

Für die Einrichtungen des Kulturerbes liegt darin die Konsequenz einer institutionellen Neuorientierung. Die Zukunft des Kulturerbes in der digitalen Wissensgesellschaft sicher zu stellen und einen breiten Zugang zu diesem Wissen zu öffnen, geht weit über die Rolle des Datenlageristen oder Content-Providers hinaus. Wo digitale Technologien die kulturelle Praxis dominieren, entwickeln sich auch materielle Archive zwangsläufig von Umschlagplätzen digitaler Information zu Produzenten digitaler Gegenwart.

Der Aufbau entsprechender Infrastrukturen ist heute die wirtschaftliche und strategische Herausforderung der allermeisten Kulturund Wissenschaftseinrichtungen. Die Überführung der materiellen Bestände in das digitale Format kommt einer Generalinventur gleich, und der kontinuierlich wachsende Bestand digitaler Originalobjekte (born-digital content) erfordert hohe Aufwände für zuverlässige Speicher- und Nachweissysteme. In der Bestandsdokumentation und der Vermittlung müssen neue Technologien eingeführt und in die kulturökonomische Landschaft eingepasst werden. Aufwendige Verfahren der 3D-Digitalisierung, der Augmented Reality oder des multimodalen Access lassen sich nur im Rahmen synergetischer Kooperationsmodelle und partizipativer Prozesse erproben.

Program: Culture in 3D

Presentation and organisation:
Pedro Santos (Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, Abteilung Digitalisierung von Kulturerbe)
 
Description:
Beim Einsatz von 3D-Technologien reagieren Museen und kulturelle Einrichtungen oft mit Zurückhaltung, sei es aus Zeit und Kostengründen, aufgrund von Barrieren in der Umsetzung im Arbeitsalltag oder der fehlenden Vertrautheit im Umgang mit der Technik. Der in dem Projekt „CultLab3D“ verfolgte Ansatz nimmt diese Schwierigkeiten auf und entwickelt ein beispielhaftes 3D-Scan-Szenario, das die beiden Faktoren Zeit und Aufwand auch unter hohen Qualitätsansprüchen minimiert. Im Fokus dieses EVA-Workshops stehen das 3D-Scanning und die Akquise von dreidimensionalen Modellen in den unterschiedlichen Zusammenhängen von Forschung und Sammlung.
 
CultLab3D: ein mobiles 3D-Scanning Szenario für Museen und Galerien
Martin Ritz (Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, Abteilung Digitalisierung von Kulturerbe)
 
Themse – 3D-Technologie für Berliner Museen
Prof. Dr. Hartmut Schwandt, Joachim Weinhold, Samuel Jerichow (Technische Universität Berlin, Fakultät II, Institut für
Mathematik)
 
3D-Pitoti: Acquisition, processing and presentation of prehistoric rock art
Alexander Kulik, André Kunert, Stephan Beck et al. (Bauhaus-Universität Weimar)
 
„Nur hübsche Bildchen in 3D“ – wie mangelnde Dokumentation des Scanvorgangs 3D-Digitalisate wissenschaftlich wertlos macht
Dr. Heinrich Mallison (Museum für Naturkunde, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung Berlin)
 
Im Rahmen des Workshoptages besteht die Möglichkeit, die Digitalisierungs-Pipeline „CultLab3D“ zu besuchen.

Presentation and organisation:
Pedro Santos, Dr. Dirk Rieke-Zapp, Dr. Bernd Breuckmann (Fraunhofer IGD, Breuckmann GmbH und Breuckmann-3D
Engineering)

Description:

Das 2011 gegründete Forum „Kultur in 3D“ bietet Museen, Industriepartnern, Wissenschaftlern und Branchenvertretern eine produktneutrale Plattform für den Austausch über die Potenziale der 3D-Techniken sowie über die Möglichkeiten von digitalen Technologien, Kulturgüter auszustellen, zu erhalten und für Forschungszwecke zugänglich zu machen. Im Rahmen des EVA-Workshops stellt sich das Forum den technischen und semantischen Themenbereichen der 3D-Erfassung, der Visualisierung und der dokumentarischen Nutzung. Es werden Anwendungsbeispiele präsentiert und aus Nutzersicht diskutiert. Der Workshop richtet sich primär an Mitglieder des Forums „Kultur in 3D“, ist jedoch für alle Interessierte offen.

Digitale 3D-Erfassung von Artefakten in Museen und Sammlungen

Dr. Dirk Rieke-Zapp, Dr. Bernd Breuckmann (Breuckmann GmbH und Breuckmann-3D Engineering)

Die Ausgrabung am Tell Halaf – Syrien: Eine Fusion von virtueller Rekonstruktion und 3D-Scans
Dr. Marc Grellert, Ulrike Dubiel (Technische Universität Darmstadt, FG IKA und Ägyptologisches
Seminar, FU Berlin)

Precise 3D documentation of cultural heritage within the Polish long-term government programme CULTURE+ between 2010 and 2014
Eryk Bunsch, Robert Sitnik (Museum of King Jan III‘s Palace at Wilanow, Warschau und Institute of Micromechanics and Photonics, Warsaw University of Technology)

3D-Dokumentation von neolithischen Holzartefakten –
Erfahrungen und Perspektiven
Dr. Florian Innerhofer, Rengert Elburg, Thomas Reuter (Landesamt für Archäologie Sachsen, Zentrale Fachdienste)

Presentation and organisation:
Armin Berger (3pc GmbH Neue Kommunikation)

Bitte beachten Sie, dass der Workshop in Englisch sein wird.

Description:

Die Informationstechnologien revolutionieren unsere Wahrnehmung der Welt. 3D-Modelle, immersive Bildwelten, Augmented Reality Anwendungen, BigData Analysen – es ist heute nicht einmal absehbar, welche Auswirkungen sich aus den neuen Kommunikationsmöglichkeiten für die Wahrnehmung und das kollektive Bewusstsein einstellen werden. Sie verändern den Horizont unserer Erfahrungen und die Art und Weise, Geschichte/n weiterzugeben. Der Workshop lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die notwendige Veränderung vertrauter Muster und versucht Annäherungen an die neue Narrative der digitalen Gesellschaft.

Semantic storytelling
Armin Berger (3pc GmbH Neue Kommunikation)

Perception and representation of reality;
the 3D revolution
Julien Guery, Raphael Hautefort (Captair Company, University of Burgundy)

Cultural consumption from the perspective
of users of convergent media
Maximilian von Grafenstein (Alexander von Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft, Mauerschau Medienproduktion UG)

Shakespeare’s biggest classroom and the future of online learning
Dr. James Morris (Web Media, Ravensbourne, UK)

Reverse: the experience of going back in time through augmented reality and archives
Francesca Guerrera (University of Milan)

9:30     Opening

Tim Renner (Staatssekretär für Kultur, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten)

Session 1: Kultur in 3D – Aquirieren, Modellieren,
Visualisieren

Moderation: Dr. Andreas Bienert (Staatliche Museen zu Berlin, Generaldirektion)

10:00     CultLab3D: eine Digitalisierungspipeline für dreidimensionale Objekte

Pedro Santos (Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, Abteilung Digitalisierung von Kulturerbe)

10.15     Multi-Scale / Multi-Sensor 3D-Dokumentation und 3D-Visualisierung höfischer Prunkräume

B. Strackenbrock, Prof. Dr. Gerd Hirzinger, Dr. rer. nat. Jürgen Wohlfeil (Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt,
Robotik und Mechatronik Zentrum)

10:30     Kooperation mit dem Museum für antike Schiffahrt des RGZM

Prof. Michael Orthwein (Fachhochschule Mainz, Mediendesign, Fachbereich Gestaltung)

10:45     kurze Diskussion mit anschließender Kaffeepause

 

Session 2: Kultur in 3D – Virtuelle Archäologie

Moderation: Perdro Santos (Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, Abteilung Digitalisierung von Kulturerbe)

12:00    3D-Funddokumentation – ein Anwendungsbericht
aus dem Landesamt für Archäologie Sachsen

Thomas Reuter, Dr. Florian Innerhofer (Landesamt für Archäologie Sachsen, Zentrale Fachdienste)

12:15     3D-Scans für die Rekontextualisierung antiker Skulptur

Prof. Dominik Lengyel, Catherine Toulouse (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Lehrstuhl Darstellungslehre)

12:30     Virtuelle Archäologie in Baden-Württemberg –
Verarbeitung und Online-Präsentation von 3DModellen

Dr. Stephan M. Heidenreich, Markus Steffen (Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart)

12:45     kurze Diskussion mit anschließender Mittagspause

Besuch der Ausstellung 

 

Session 3: Geschichte digital – Nachweissysteme und Dokumentationsstrategien

Moderation: Dr. Christian Bracht (Bildarchiv Foto Marburg)

15:00     Manuscripta Mediaevalia Werknormdateien für die GND Werner Köhler (Bildarchiv Foto Marburg) der Levante

Sabine Thänert (Deutsches Archäologisches
Institut)

15.30     Verlorenes Wissen – Die Integration von musealen Ausstellungen in das Portal Kulturerbe Niedersachsen

Frank Dührkohp (Verbundzentrale des GBV, Digitale Bibliothek)

15:45     Vom Affentheaterbesitzer bis zum Zahn – Redaktionelle Datenbankstrategien umfangreicher Datenkonglomerate bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Katja Schumann, Ulrich Servos (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Datenbankprojekt Daphne und Robotron Datenbank-Software GmbH, Deutschland)

16:00     kurze Diskussion mit anschließender Kaffeepause

Session 4: Gesellschaft digital – vom Hören und Sehen

Moderation: Eva Emenlauer-Blömers (ehem. Berliner Senatsverwaltung, Projekt Zukunft)

17:10     Digital “Live-Casting” – English and German
theatre to multiple big screen internationally

Dr. James R. Hemsley (EVA Conferences International UK)

17:25     Innovative, partizipative Hör- und Seherlebnisse in
Museen

Tobias Ziegler (Tamschick Media + Space GmbH)

17.40     A virtual walk in the city: embodying digital narratives in the museum

Dr. Georgios Artopoulos, Dr. Nikolas Bakirtzis (Science and Technology in Archaeology Research Center, The Cyprus Institute, Cyprus)

17:55     kurze Diskussion
19:00     Abendveranstaltung

Besuch der Ausstellung „Die Wikinger“ im Martin-Gropius-Bau
Ausklang mit kleinem Imbiss

  • 3D-Technologie für Berliner Museen
    Technische Universität Berlin, Fakultät II, Institut für Mathematik

  • Industrielle Messtechnik für die 3D-Dokumentation
    Breuckmann GmbH, Breuckmann-3D Engineering

  • 3D-Drucktechnik für die Kunstvermittlung
    Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH

  • 3D-Scan für die räumliche Visualisierung
    Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Lehrstuhl Darstellungslehre

  • 3D-Pitoti: Acquisition, Processing and presentation of prehistoric rock art
    Bauhaus-Universität Weimar

  • MOSYS3D – Roboterarm für 3D Scanning
    Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

  • Polynomial Texture Mapping als interaktives Ausstellungsmedium
    RECOM GmbH & Co. KG und Hochschule der Medien Stuttgart

  • Archivierung und Management von Dokumenten und Daten
    MIK-CENTER GmbH

  • Innovativer Langzeitdatenträger „GlassMasterDisc”
    Syylex AG

  • Digitale Kulturvermittlung und Geschäftsmodelle
    Mauerschau Medienproduktion UG

  • Integrierte Digital Asset Management Systeme (DAM)
    CDS Gromke e.K

  • Easydb Software: web-basierte Sammlungsobjektverwaltung und Digital Asset Management
    Programmfabrik GmbH

  • Dokumentation und Inventarisierung
    Robotron Datenbank-Software GmbH

  • Augmented Reality & Physical Computing für interaktive Installationen in Museen
    Forschungsgruppe Informations- und Kommunikationsanwendungen (INKA), HTW

Session 5: Kulturerbe digital – in Netzwerk und Verbund

Moderation: Dr. Matthias Bruhn (Humboldt-Universität zu Berlin)

9:30     EU-Projekt „Partage Plus“: Digitalisierung und Indexierung von Beständen des Jugendstils

Dr. Holger Klein-Wiele, Regine Stein (Institut Mathildenhöhe, Städtische Kunstsammlung Darmstadt und Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte)

9: 45    eCULTURE AGENDA 2020 – IT Strategien des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg

Dr. Horst Scholz (Kulturbehörde Hamburg, Referat Informationstechnologien und digitale Projekte)

10:00    Deutsche Digitale Bibliothek – Statusbericht und Ausblick

Frank Frischmuth, Stephan Bartholmei (Deutsche Digitale Bibliothek DDB, Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Deutsche Nationalbibliothek, Stiftung Preußischer Kulturbesitz)

10:15     Open Data – Open Culture. Coding Da Vinci 2014

Stephan Bartholmei, Barbara Fischer, Helene Hahn, Anja Müller (Deutsche Nationalbibliothek, Wikimedia Deutschland, Open Knowledge Foundation Deutschland und Servicestelle Digitalisierung Berlin)

10:30     kurze Diskussion mit anschließender Kaffeepause

 

Session 6: Bildwelten digital – immer nur Bilder?

Moderation: Dr. James R. Hemsley, Dr. Andreas Bienert (EVA Conferences International UK, Staatliche Museen zu Berlin,
Generaldirektion)

11:15     Immer diese Einstein-Bilder! Der Nutzer des Bildarchivs der ETH-Bibliothek

Nicole Graf (ETH Bibliothek, Bildarchiv Zürich)

11:30     Wie Serious Gaming und iBeacon Technologie neue Unterhaltungswerte im Museumsfeld schaffen

Felix Handschuh (Neofonie Mobile GmbH)

11:45     Hachiman Digital Handscrolls: Semantische Anreicherung mit Hyperimage

Jens-Martin Loebel, Heinz-Günter Kuper, Matthais Arnold et al. (bitGilde IT Solutions, Exzellenzcluster Asien und Europa)

12:00     Geschichtsbuch oder Gesichtsbuch? Was Bilder
wirklich sagen …

Dr. Thomas Tunsch (Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Museum für Islamische Kunst)

12:15     kurze Diskussion und Ende der EVA Konferenz